Erkenntnisse zu Belastungsfaktoren im Motorsport können als
Grundlage für künftige Maßnahmen dienen
Im Rahmen einer Studie über psychomentale Belastungen im
Motorsport, durchgeführt unter der Leitung von Dr. Martin Sachs,
wurden in den vergangenen Monaten viele Aspekte untersucht. Obwohl
die Studie noch läuft, liegen bereits erste interessante Ergebnisse
vor. Unter anderem hat der Motorsport bei vielen Rennfahrern negative
Auswirkungen auf die Lebensfreude, während die höchste Belastung oft
aus dem eigenen Team kommt.
"Es erstaunt, dass Fahrer die Hauptbelastung im Team selber
wahrnehmen. Über die Ursachen und Effekte, die dazu führen, kann die
Studie keine Antwort geben", sagt Dr. Martin Sachs über die Resultate
der Forschungsarbeit aus den vergangenen Monaten. "Eigentlich sollte
man annehmen, dass das Team den eigenen Fahrer unterstützt und als
psychische Stütze dient. Hier liegt sicherlich ein Ansatzpunkt, die
psychischen Belastungen für die Fahrer und auch das Team selber zu
vermindern."
Seit Beginn der Studie werden sowohl Rennfahrer selbst als auch
Shareholder aus dem Rennsport - Vertreter von Verbänden, Teams,
Management, Presse, Veranstalter und Sponsoren - befragt. Das findet
zum einen über halbstandardisierte Interviews direkt an der Strecke
statt, zum anderen mit Hilfe eines speziellen Online-Tests.
Zwischenergebnisse basieren auf Erfahrung aus 831 Jahren
Rennsporterfahrung
Im Rahmen der Befragung geben die Teilnehmer unter anderem an, wie
lange sie bereits im Motorsport aktiv sind. Aktuell beruhen die
Zwischenergebnisse auf insgesamt 831 Jahren Rennsporterfahrung. Zudem
sind sich sowohl viele Sportler als auch andere Beteiligte
grundsätzlich darüber bewusst, dass die psychomentale Belastung im
Motorsport ein Thema ist. Dass es nun eine wissenschaftliche Studie
darüber gibt, wird deshalb in der Regel als sehr positiv betrachtet.
Die ersten Ergebnisse sind bemerkenswert. Grafik 1 zeigt, wie hoch
die psychomentale Belastung durch Fahrer selbst sowie durch
Shareholder eingestuft wird. Im Vergleich zu anderen Sportarten liegt
diese um etwa 50 Prozent höher. Das ist wenig verwunderlich,
schließlich handelt es sich um eine risikoreiche Sportart, in der
Fehler oder Unfälle zu schweren Verletzungen, im schlimmsten Fall
sogar zum Tod eines Fahrers führen können.
Grafik 2 zeigt die Quellen der psychomentalen Belastung. Zum einen
geht diese stark von Sponsoren und vom Management aus, zum anderen
aber vor allem vom eigenen Team. "Allerdings hat das Resultat auch
etwas Gutes: Auf das eigene Team hat man schließlich einen deutlich
größeren Einfluss als auf die anderen Gruppen", sagt Dr. Martin Sachs
zu diesem Ergebnis.
Auswirkungen auch auf das Privatleben
In Grafik 3 werden schließlich die Auswirkungen der psychomentalen
Belastung gezeigt. Die negativen Auswirkungen und die Häufigkeit pro
Jahr werden auf drei Ebenen bewertet: Leistung und Erfolg,
Lebensfreude und Zufriedenheit sowie Beschwerden und ernste Sorgen.
Während sich die negativen Wirkungen auf Leistung und Erfolg im
Rennsport selbst bewegen, sind die Auswirkungen auf das Privatleben
alarmierend. Bei fast der Hälfte der aktiven Rennfahrer (45 Prozent)
werden Lebensfreude und Zufriedenheit negativ beeinflusst (im Schnitt
3,5 Mal pro Jahr). Bei 30 Prozent der aktiven Rennfahrer kommt es
sogar zu Beschwerden und ernsten Sorgen (im Schnitt 3,1 Mal pro
Jahr).
Alles in allem zeigt das, dass der Rennsport nicht nur
faszinierend ist, sondern auch krank machen kann. Mit der Studie
entsteht daher ein wichtiger Baustein zur Vorbeugung von psychischen
Erkrankungen und zur Reduktion der belastenden Faktoren. Diese
Übersichtsarbeit ist eine Grundlage für gezielte Evaluationen, zudem
kann sie bereits zu ersten Maßnahmen im Sinne der Fahrer beitragen.
"Insbesondere bezüglich der Nachwuchsentwicklung junger Sportler
sollten hier die Weichen in einem systematischen und ganzheitlichen
Ansatz rechtzeitig gestellt werden", unterstreicht Dr. Martin Sachs.
Weitere Informationen für Teilnehmer
Die Studie über psychomentale Belastung im Motorsport ist eine
Wissenschaftskooperation mit dem RheinAhrCampus und wird von der
Firma Schuhfried sowie vom Nürburgring unterstützt. Fahrer und
Shareholder, die an der Studie teilnehmen und damit selbst einen
Beitrag zur Forschung im Motorsport leisten wollen, können Dr. Martin
Sachs unter info@praxis-sachs.info kontaktieren. Hinweise, Anregungen
oder Erfahrungsberichte sollten ebenfalls an diese E-Mail-Adresse
geschickt werden.
Pressekontakt:
Dr. med. Martin Sachs
Praxis Nürburgring
Nürburgring-Boulevard 2
53520 Nürburg
email: info@praxis-sachs.info