Die Krankenkassen müssen sich wieder auf ihre
eigentliche Rolle im Gesundheitswesen besinnen - und zwar als
vorwärtsgewandte und handlungsfähige Partner der Selbstverwaltung,
die das Wohl der Patienten im Auge behalten. Das fordert Fritz
Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), bei der
heutigen Eröffnung der pharmazeutischen Fachmesse "expopharm": "Wir
Apotheker sind ein entschlossener, aber auch lösungsorientierter
Verhandlungspartner, der eine starke Selbstverwaltung befürwortet."
Fehlende Austauschverbote für sensible Wirkstoffe oder
Ausschreibungen für Impfstoffe seien Beispiele für mangelnde
Patientenorientierung der Kassen. "Lassen Sie selbstbewusst Ihren
pharmazeutischen Sachverstand walten", appellierte Becker an seine
Berufskollegen: "Wir Apotheker sind die Arzneimittelfachleute, nicht
die Sachbearbeiter der Krankenkassen."
"Jüngstes Beispiel ist die Blockade des Rahmenvertrags zu § 129
SGB V mit den bereits gefundenen Lösungen zu den Nullretaxationen",
so Becker. Apotheker dürfen schwerkranke Patienten nämlich nicht
versorgen, wenn Formfehler auf Rezepten zu Lasten der Gesetzlichen
Krankenversicherung (GKV) vorliegen. "Alles war verschriftlicht und
in den Verhandlungen konsentiert. Und wieder macht der
GKV-Spitzenverband eine Kehrtwendung und verweigert seine
Unterschrift." Auch für die im Rahmenvertrag zu vereinbarenden
Austauschverbote hatte der DAV eine Liste mit 20 sensiblen
Wirkstoffen vorgelegt, die GKV selbige jedoch abgelehnt. "Wieder
einmal ging es der GKV hier nicht um das Wohl der Patienten, sondern
allein um die wirtschaftlichen Interessen einzelner Krankenkassen mit
ihren Rabattverträgen." Dabei hatte sogar der Gesundheitsausschuss
des Bundestages diese Liste einhellig gefordert.
"Das Thema 'Rabattverträge' hat nichts von seiner Brisanz
verloren", sagt Becker. "Wir kämpfen dafür, dass der Einsatz dieses
Instrumentes auf ein erträgliches und sinnvolles Maß zurückgeführt
wird." Ganz besonders fordert Becker ein Ende der Ausschreibungen in
der Impfstoffversorgung. "Impfstoffe sind Arzneimittel der besonderen
Art. Bei Ausschreibungsverfahren für Impfstoffe können
Produktionsausfälle nicht ausgeglichen werden, da keine ausreichenden
Reserven vorhanden sind." Becker weiter: "Leider gibt es wieder
Berichte über verspätet gelieferten Grippeimpfstoff. Das Desaster des
Vorjahres droht sich zu wiederholen. Wer Ineffizienzen und regionale
Egoismen im Gesundheitswesen sucht, hier kann er sie finden. Einige
Krankenkassen sind nicht zur Einsicht in der Lage."
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