Die 9. Tagung der European Union Geriatric Medicine Society
(EUGMS), zu der Geriater aus ganz Europa herzlich eingeladen sind,
hat im italienischen Venedig begonnen. Im Mittelpunkt des
diesjährigen Kongresses wird neben der alternden Bevölkerung Europas
auch die Frage stehen, wie gesundheitliche Befunde von älteren
Patienten gezielt verbessert werden können. Die Implantation von
Transkatheter-Aortenklappen (TAVI), wobei es sich um ein zunehmend
eingesetztes minimalinvasives Herzklappenersatzverfahren für ältere
Patienten mit schwerer symptomatischer Aortenstenose handelt, gilt
als Musterbeispiel für eine verbesserte Gesundheitsfürsorge.
Professorin Stefania Maggi, die Präsidentin des EUGMS-Kongresses,
hielt im Zuge der heutigen Eröffnungspressekonferenz eine Rede. "Bis
ins Jahr 2050 werden mehr als 240 Millionen Europäer 60 Jahre oder
älter sein", erklärte sie und bezog sich dabei auf den UN-Bericht zur
Bevölkerungsentwicklung und -alterung 2012. "In dieser Gruppe werden
nahezu 68 Millionen Menschen 80 Jahre alt oder noch älter sein.
Dieser Wert übertrifft die Bevölkerungszahl der meisten europäischen
Länder, darunter Italien, Frankreich und das Vereinigte Königreich.
Diese bedeutende Herausforderung für das europäische
Gesundheitssystem erfordert innovative Lösungen und Therapien."
Bei der EUGMS-Keynote-Rede von Professor Alain Cribier im Zuge der
Eröffnungsfeier am 2. Oktober stand eine innovative Lösung besonders
im Vordergrund. Cribier hat das TAVI-Verfahren entwickelt und mit
seinem Team im Jahr 2002 auch den ersten Eingriff durchgeführt. "TAVI
ist ein hervorragendes Beispiel für ein neues Verfahren, das
insbesondere älteren Patienten mehr Lebensqualität bietet", sagte er.
"Seit dem ersten Eingriff vor über zehn Jahren haben trotz
anfänglichen Widerstands mittlerweile über 80.000 Patienten von TAVI
profitiert."
Professor Cribier wies darauf hin, dass heutzutage etwa 8 Prozent
der Bevölkerung im Alter von 85 Jahren damit rechnen müssen, an einer
Aortenstenose zu erkranken. Die Erkrankung äussert sich durch eine
Kalzifikation und Versteifung der Aortenklappe. "Da ältere Menschen
einen immer grösseren Anteil an der Gesamtbevölkerung stellen, wird
sich die Aortenstenose zu einer erheblichen Belastung entwickeln",
erklärte er. "In Anbetracht der Tatsache, dass keinerlei
krankheitsmodifizierenden medikamentösen Therapien zur Verfügung
stehen und dass zahlreiche Patienten inoperabel sind oder aufgrund
des hohen Risikos nicht für eine Operation am offenen Herzen infrage
kommen, ist TAVI als sehr bedeutender Entwicklungsschritt zu sehen."
Um ein besseres Verständnis der Rolle von Geriatern bei der
Behandlung der Aortenstenose zu erlangen, sind die Mitglieder der
EUGMS gebeten worden, an einer Online-Umfrage teilzunehmen. "Die
Umfrage ergab, dass eine umfassendere Einbindung von Geriatern in die
Behandlung der Aortenstenose mit erheblichem Potenzial verbunden
ist", so Prof. Andrea Ungar, Vorsitzender der TAVI-Arbeitsgruppe der
EUGMS. "Bei TAVI werden Entscheidungen von multidisziplinären Teams
getroffen. Insbesondere im Hinblick auf Gebrechlichkeit, Ernährung
und altersbedingte Behinderungen sind die gedanklichen Anstösse von
Geriatern ausserordentlich wertvoll."
In den vergangenen 50 Jahren hat sich die geriatrische Medizin zu
einem medizinischen Spezialgebiet entwickelt und den besonderen
Erfordernissen von erhöhter Lebenserwartung und komplexer
Gesundheitsfürsorge im Alter umfassend Rechnung getragen. "Zu den
spezifischen Kompetenzen des Geriaters zählt neben der Erstellung
umfassender geriatrischer Gutachten auch der Umgang mit älteren
Menschen", bemerkte Professor Jean-Pierre Michel, der Präsident der
EUGMS. "Die Erkrankung kann sich in unspezifischer und atypischer
klinischer Form äussern und Patienten können multiple Komorbiditäten
aufweisen. In diesem Fall ist es erforderlich, mit weiteren
Spezialisten zusammenzuarbeiten, wie beispielsweise mit
Allgemeinmedizinern, Pflegern sowie Fachleuten aus dem
paramedizinischen Bereich. Im Hinblick auf TAVI sollten Geriater
fester Bestandteil der Kardiologieteams sein, damit sie von Anfang an
und während der gesamten Rehabilitation in die Behandlung von
Patienten eingebunden sind", erklärte er abschliessend.
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