In Deutschland mangelt es zunehmend an Pflegefachkräften. Durch eine hohe Fluktuations- und Krankheitsrate im Pflegebereich arbeiten die Beschäftigten zudem meist unter erschwerten Bedingungen und bewegen sich zunehmend auf dem schmalen Grat zwischen Qualität und Leistungsfähigkeit. Umso wichtiger sei es daher für stationäre und ambulante Einrichtungen auf Führungsebene die Motivation und die Gesundheit der Mitarbeiter zu fördern. Gleichwohl müssen sie aber auch die fachlichen Anforderungen des Pflegebereichs konsequent im Blick haben. "Das Berufsbild der Führungskraft in der Pflege hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Die fachliche Expertise sowie betriebswirtschaftliches Know-how allein genügen den heutigen Anforderungen nicht mehr", betont Barbara Mayerhofer, Studiengangsleiterin an der APOLLON Hochschule der Gesundheitswirtschaft. Vielmehr rücken darüber hinaus soziale Kompetenzen in den Fokus, um sich selbst, aber auch die Mitarbeiter zu befähigen, mit der wachsenden Komplexität des Berufs und den externen Anforderungen umgehen zu können. "Heimleitungen, Pflegedienst-, Wohnbereichs- beziehungsweise Stationsleitungen sind gefordert ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das trotz schwieriger und auch belastender Rahmenbedingungen von den Pflegenden positiv empfunden wird", so Mayerhofer. Aber: Führungskräfte mit ebendiesen Fähigkeiten seien bisher in Deutschland rar gesät.
Steigende Anforderungen durch interne wie externe Einflüsse
"Führungskräfte müssen die vielfältigen Herausforderungen, die ihre Position mit sich bringt, durch strukturiertes Arbeiten bewältigen und daneben ausreichend Zeit für eine Reflexion haben. Sie benötigen also eine reflektierte Persönlichkeit, mit sozial-kommunikativen Kompetenzen, einer hoch ausgeprägten Konfliktfähigkeit sowie einem erweiterten Problembewusstsein, um neben einem fürsorglichen und menschlichen Führungsstil die Leistungen von einzelnen Mitarbeitern einzufordern, die für eine gute Pflege notwendig sind und gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit der Einrichtung sicherstellen. "Moderne Alleskönner" also", umreißt Mayerhofer die Skills heutiger Pflegemanager. Die breite Palette von Finanz-, Marketing- und Wissensmanagement bis hin zu Strategien in der Personalführung und einem systemischen wie konsequenten Qualitätsmanagement führe zu einer stetig steigenden Komplexität der Führungsaufgaben und somit auch zu einem wachsenden Qualifizierungsbedarf bei Führungskräften. Diesen internen Faktoren muss das Management beherrschen und im Blick behalten - und darüber hinaus auf externe, Einfluss nehmende Faktoren eingehen. Neben dem Wettbewerb und der Interaktion mit den Angehörigen müssen zum Beispiel die Gesetzgebung des SGB XI und der länderspezifischen Heimgesetze und -verordnungen beachtet werden. Beide nehmen über Regelungen und Verordnungen Einfluss auf die Versorgungsqualität und somit auch auf das operative Management. Damit sollen Defizite in der Pflege und Betreuung überwunden werden, beziehungsweise gar nicht erst entstehen.
Das Management agiert stets im Spannungsfeld zwischen der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben und Verfahrensanweisungen und muss gleichermaßen den Erwartungen und Bedürfnissen von Patienten, Mitarbeitern sowie Einrichtungsträgern gerecht werden. Das ziehe eine hohe Belastung nach sich, der Führungskräfte nur begegnen können, indem sie ihr Wissen und ihre Fähigkeiten zielgerichtet einzusetzen wissen.
Mangelware Pflegemanager
Diesen Anforderungen könnten Pflegefachkräfte, die in die Führungsetage aufsteigen, ohne weiteres nicht entsprechen. "Es gibt natürlich Weiterbildungsangebote in Form von einzelnen Kursen oder Workshops. Langfristig ausreichend ist dies aber ebenso wenig wie adäquat", ist sich Barbara Mayerhofer sicher.
Eine Möglichkeit, Führungskräfte zu rekrutieren, sieht Mayerhofer in der frühzeitigen Förderung eigener Mitarbeiter. Es biete sich daher an, Pflegefachkräfte über den Weg der Wohnbereichs- beziehungsweise Stationsleitung in die Führungsverantwortung zu nehmen. Sinnvoll sei dabei im ersten Step eine begleitende Weiterbildung mit themenzentrierten Zertifikatskursen. Nach entsprechender Bewährungszeit in der Position sollte eine akademische Ausbildung folgen, zum Beispiel als berufsbegleitendes Hochschulstudium. Barbara Mayerhofer selbst ist Studiengangsleiterin für den "Bachelor Pflegemanagement (B. A.)" an der APOLLON Hochschule der Gesundheitswirtschaft. Für den von ihr selbst entwickelten und akkreditierten Studiengang können sich Interessierte seit September 2012 einschreiben.
"Wer Führung in der Pflege übernehmen möchte, der braucht eine Basis. Und die erhält man nur durch jahrelange Berufserfahrung. Darauf kann man dann aufsatteln", betont Mayerhofer und spielt damit auf die zwingend notwendige Verknüpfung von Theorie und Praxis an. Denn das eine sei oder das andere nicht sinnvoll machbar.
Die APOLLON Hochschule der Gesundheitswirtschaft ist Teil der Stuttgarter Klett Gruppe. Mit ihren 58 Unternehmen an 37 Standorten in 14 Ländern ist die Klett Gruppe ein führendes Bildungsunternehmen in Europa. Die 2.845 Mitarbeiter in den Unternehmen der Gruppe erwirtschafteten im Jahr 2012 einen Umsatz von rund 447 Millionen Euro. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.klett-gruppe.de