Stuttgart/Hamburg. CU. Unter den Alumni der deutschen Waldorfschulen gibt es jetzt auch einen Nobelpreisträger. Der Bund der Freien Waldorfschulen (BdFWS) gratuliert Prof. Dr. Thomas C. Südhof, dem derzeit in den Medien am häufigsten erwähnten ehemaligen Waldorfschüler, zu seiner spektakulären Auszeichnung.
„Wir haben viele Rückmeldungen aus Waldorfschulen bekommen, die sich mit Prof. Südhof über seine Ehrung freuen“, betonte dazu Henning Kullak-Ublick vom Vorstand des BdFWS.
Südhof hatte seine Schulzeit an der Waldorfschule Hannover-Maschsee verbracht und dort 1975 das Abitur abgelegt. Er habe Medizin studiert, weil ihm dies viele Möglichkeiten einer beruflichen Laufbahn geboten habe, schreibt er in seinem Lebenslauf dazu. Er habe etwas Nützliches tun wollen, sei es als praktizierender Arzt oder auch im Rahmen einer wissenschaftlichen Karriere. 1983 war er nach dem Studium in Aachen und seiner Promotion an der Universität Göttingen in die USA übergesiedelt, wo er den Großteil seiner beruflichen Laufbahn verbracht hat.
Der Neurochemiker stammt aus einer Familie mit einem anthroposophischen Hintergrund. Seine Großeltern mütterlicherseits haben beide an Waldorfschulen gearbeitet, bis diese in der NS-Zeit verboten wurden. Südhofs Eltern sind Ärzte, sein Vater war zum Zeitpunkt seiner Geburt 1955 beruflich in den USA, wohin es Südhof selbst später verschlagen hat.
Prof. Südhof, der derzeit an der Stanford University tätig ist, hat den Nobelpreis zusammen mit zwei anderen US-Wissenschaftlern für die Entdeckung von Transportmechanismen in den menschlichen Zellen zuerkannt bekommen. Defekte in diesen Mechanismen sind offensichtlich die Grundlage von vielen schweren Krankheiten, so dass sich an die Entdeckung die Hoffnung auf bessere Diagnose- und Therapiemöglichkeiten knüpft, wie ein Mitglied des Nobelpreiskomitees betonte.
Henning Kullak-Ublick vom BdFWS meinte abschließend, er hoffe, Prof. Südhof zu einem Jugendsymposien des BdFWS nach Kassel einladen zu können. Bei dieser Zukunftswerkstatt, die zweimal jährlich stattfindet, diskutieren 250 Waldorfschüler aus ganz Deutschland mit wegweisenden Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, zu denen auch schon vorher Nobelpreisträger gehört hatten. Dadurch sollen die Schüler angeregt werden, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. „Hier wäre Prof. Südhof ein sehr willkommener Gesprächspartner“, so Kullak-Ublick. Das 9.Jugendsymposion findet im Dezember 2013 statt und befasst sich mit dem Thema „Leben“. (www.jugendsymposion-kassel.de)