- Fast 80 Prozent der deutschen Krankenhäuser spüren heute schon
die Folgen des Fachkräftemangels
- Demografischer Wandel: Bis 2030 wird sich die Anzahl der über
80-Jährigen verdoppeln
- Dadurch wird der Fachkräftemangel bis 2015 auf rund 15 Prozent
steigen
- Medizin- und Pflegeberufe werden immer unattraktiver: Hoher
bürokratischer Aufwand und Überstunden belasten das Image der
Branche
- Patientenkoordinatoren als wichtige Schnittstelle zwischen Medizin
und Verwaltung, um Ärzte zu entlasten
Die deutsche Bevölkerung wird immer älter: Bis 2030 soll sich der
Anteil der über 80-Jährigen voraussichtlich verdoppeln. Denn die
durchschnittliche Lebenserwartung wird in den kommenden Jahren weiter
zunehmen. Für das deutsche Gesundheitssystem stellt das eine
deutliche Herausforderung dar. Denn schon jetzt leiden fast 80
Prozent der deutschen Krankenhäuser darunter, nicht genügend gut
qualifizierte Fachkräfte im medizinischen Bereich zu finden. Tendenz
steigend.
So erwarten die Roland Berger-Experten in ihrer neuen Studie über
"Fachkräftemangel im Gesundheitswesen", dass der Fachkräftemangel bis
2015 auf ca. 15 Prozent steigen wird. Dies entspricht rund 175.000
Stellen im medizinischen und Pflegebereich, die unbesetzt bleiben
könnten. "Kliniken und Krankenhäuser sollten sich auf diesen Trend
schnell einstellen - sowohl mit dem passenden Leistungsangebot als
auch mit entsprechenden Personalstrukturen, die die Ärzte
administrativ entlasten", rät daher Zun-Gon Kim, Partner von Roland
Berger Strategy Consultants.
Demografischer Wandel: neues Leistungsangebot notwendig
Wird die Bevölkerung im Durchschnitt älter, ändern sich auch die
Krankheitsbilder der Patienten und ihre Pflegebedürfnisse. So gehen
die Roland Berger-Experten in ihrer Untersuchung davon aus, dass sich
die Anzahl der Alzheimererkrankungen zwischen 2000 und 2030 sogar
verdoppeln wird.
Aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters wird außerdem eine immer
größere Anzahl von Menschen zeitgleich unter mehreren Krankheiten
leiden (Multimorbidität). Entsprechend wird der Pflegebedarf in
Deutschland bis 2030 um ca. 30 Prozent zunehmen. Auch
Präventionsprogramme werden eine immer wichtigere Rolle spielen. "In
Folge dieser Veränderungen in der deutschen Bevölkerung sollten
Anbieter im Gesundheitswesen ihre Leistungen überdenken, um den
Anschluss an den Markt nicht zu verpassen", empfiehlt Roland
Berger-Experte Kim. "Personalisierte Therapieangebote sowie
Präventionsprogramme auch in Zusammenarbeit mit den Arbeitgebern
werden an Bedeutung gewinnen."
Auch neue Technologien werden im Gesundheitswesen eine immer
wichtigere Rolle spielen - für eine bessere Versorgung der Patienten
zu Hause sowie in Kliniken und Rehabilitationseinrichtungen.
Entsprechend erwarten die Roland Berger-Experten, dass sich der Markt
für Gesundheitswesen in den kommenden Jahren stark weiterentwickeln
wird: Der erste Gesundheitsmarkt wird bis 2030 um ca. 3 Prozent
jährlich, der zweite Gesundheitsmarkt sogar um 6 Prozent jährlich
wachsen.
Patientenkoordinatoren für ein verbessertes Image der
Medizinbranche
Doch der deutsche Gesundheitsmarkt benötigt nicht nur angepasste
Leistungsangebote, sondern auch dringende Maßnahmen, um das Problem
des Fachkräftemangels schnell in den Griff zu bekommen. "Werden Ärzte
und Pflegepersonal vom bürokratischen Aufwand und dem hohen
Überstundenpensum befreit, so werden diese Berufe für
Medizinabsolventen wieder attraktiver", erklärt Dr. Kim. "Nur so
lässt sich das Problem des akuten Fachkräftemangels in deutschen
Krankenhäusern an den Wurzeln packen."
Die Einführung von so genannten "Patientenkoordinatoren" hätte
hier zwei positive Folgen: das medizinische und Pflegepersonal würde
deutlich entlastet und die Patienten wären mit den Leistungen der
Ärzte und mit der Organisation in den Kliniken zufriedener. Denn die
Patientenkoordinatoren könnten die administrativen Tätigkeiten in
Krankenhäusern übernehmen und sich um die gesamten Prozesse rund um
die Patienten kümmern: von der Patientenaufnahme über die Diagnostik
und die Operationsplanung bis hin zur Patientenentlassung.
"Krankenhauspatienten bekämen so eine Rundumbetreuung aus einer Hand.
Dies würde die Abwicklung von bürokratischen Verfahren deutlich
beschleunigen und die Ärzte und Pflegekräfte entlasten - zugunsten
der Patientenbetreuung", fasst Berger-Partner Kim zusammen.
Die Studie können Sie herunterladen unter:
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