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Nobelpreis für Physiologie oder Medizin

Alljährlich wird in Stockholm der Nobelpreis unter anderem in der Kategorie Physiologie oder Medizin vergeben
Der schwedische Chemiker und Erfinder Alfred Nobel (1833-1896) ist durch seine Erfindung des Dynamits im Jahr 1967 zu Reichtum gelangt. In seinem Testament stiftete er unter anderem die oftmals als Medizinnobelpreis (korrekt: Nobelpreis für Physiologie oder Medizin) bezeichnete Auszeichnung, welche stets an denjenigen verliehen werden soll, der im vergangenen Jahr die wichtigste Entdeckung in der Domäne der Physiologie oder Medizin gemacht hat oder anders formuliert, der im letzten Jahr mit seiner Entdeckung den größten Nutzen für die Menschheit erbracht hat.

Welche Entdeckung stets tatsächlich den größten Nutzen für die Menschheit erbracht hat, ist immer wieder Anlass zahlreicher Diskussionen. Es ist sicherlich sinnvoll, die Kriterien für die Verleihung des Preises separiert in ihrem jeweiligen historischen Kontext zu betrachten. Eine Entdeckung oder Erfindung aus vergangener Zeit unverändert in die Gegenwart zu projizieren ist sicherlich nicht sinnvoll. Dies wird besonders deutlich am Beispiel des 1948 verliehenen Nobelpreises an Paul Hermann Müller für seine Entwicklung des DDT.

Kritik an Vergabe von Nobelpreis
Dichlordiphenyltrichlorethan (kurz DDT) ist ein Insektizid, das seit 1940 als Kontaktgift und Fraßgift eingesetzt wird. Insbesondere diese Verleihung wird vom heutigen Standpunkt aus oft kritisiert. Die Anwendung von DDT ist seit Inkrafttreten der Stockholmer Konvention 2004 nur noch zur Bekämpfung von krankheitsübertragenden Insekten, besonders Überträgern der Malaria, zulässig. Der Grund dafür ist die Giftigkeit von DDT für Mensch und Tier. Das heute bekannte Ausmaß der Giftigkeit der Substanz war zum Zeitpunkt der Preisvergabe weder dem Erfinder noch der Preisverleihung bewusst. Darüber hinaus konnten nach Schätzungen der WHO durch die Anwendung von DDT etwa 25 Millionen Menschenleben gerettet werden.

Diesjährige Auszeichnung
2013 ging der Nobelpreis an den in Göttingen und Hannover aufgewachsenen Neurochemiker Thomas Südhof. Dieser machte auf einer Waldorfschule sein Abitur. Gemeinsam mit den US-Forschern James Rothman und Randy Schekman hat der Wissenschaftler wesentliche Transportmechanismen in Zellen entdeckt. Warum ist diese Entdeckung Nobelpreiswürdig? Weil ein Defekt in diesem für den Transport verantwortlichen System die Grundlage von Erkrankungen wie Diabetes, Tetanus und Nervenleiden darstellt.

Breites Spektrum für Physiologie und Medizin
Der Nobelpreis wird seit 1901 jedes Jahr am Todestag seines Stifters, dem 10. Dezember von der Nobelpreisversammlung des Karolinska-Instituts in Stockholm, Schweden verliehen. Insbesondere bei der Vergabe des Preises für Physiologie und Medizin besteht ein großer Spielraum in der Auswahl der Anwärter. In seinem letzten Willen von 1895 legte Nobel fest, dass in dem Preis Medizin und Physiologie gemeinsam ausgezeichnet werden. Damals umfasste die Physiologie große Bereiche, die heute der Biologie, Biochemie oder Biophysik zugeordnet werden. Dadurch erhielt beispielsweise 1973 Konrad Lorenz den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin für seine Verhaltensforschung in der Zoologie.
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