fit und munter - Wundermittel Serum-AT gegen schweres „Trockenes Auge“

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Wundermittel Serum-AT gegen schweres „Trockenes Auge“

Diskussion um die Kostenübernahme für neue Behandlungsmethode

Jeder fünfte Patient der die Praxis eines Augenarztes aufsucht leidet unter Benetzungsstörungen des Auges. Im Volksmund unter der Begriffskombination „Trockenes Auge“ bekannt. Typische Symptome sind ein Brennen und Kratzen im Auge bis hin zu akuten Sehstörungen. Die Behandlung mit autologenen Serum-Augentropfen, gewonnen aus Eigenblut, ist eine anerkannte Heilungsmethode. Die Kosten aber soll der Kassenpatient selbst tragen.

Negative Einflüsse wie Luftverschmutzung, das häufige Arbeiten am PC oder auch die Benutzung von Kontaktlinsen sind die häufigsten Ursachen für die Volkskrankheit „Trockenes Auge“. Die Fallzahlen sind in den vergangenen 20 Jahren signifikant angestiegen. In schweren Fällen bietet sich die Behandlung mit autologenen Serum-Augentropfen (Serum-AT) an. Einer Flüssigkeit, die aus dem Eigenblut des Patienten gewonnen wird, zudem heilende Substanzen enthält und entzündungshemmend wirkt.

Aktuell läuft das Herstellungsverfahren so ab, dass der Transfusionsmediziner eine größere Menge Blutes dem Patienten entnimmt und diese in einen speziellen Serumbeutel abfüllt. Im keimbefreiten Reinstraum, über den aktuell nur wenige Uni-Kliniken in Deutschland verfügen, wird anschließend das Serum mit einem aufwendigen Verfahren portionsweise abgefüllt, das sich als Überstand beim geronnenen und anschließend zentrifugierten Blutkuchen in dem Beutel bildet. Ein kostenintensives Verfahren, für das jeweils bis zu 3.000 Euro aufgerufen werden. Zudem muss der Patient lange Anfahrtswege für die Blutentnahme in Kauf nehmen.

Das Schalksmühler Unternehmen Meise Medizintechnik GmbH hat nun die Idee von Professor Dr. med Gregor Bein, Direktor des Zentrums für Transfusionsmedizin und Hämotherapie am Universitätsklinikum Gießen und Marburg, umgesetzt und einen Herstellungsprozess entwickelt, der den Transfusionsmedizinern eine einfache und sichere Handhabung bietet. Dabei sind die Kosten für die Herstellung der Einzelapplikatoren deutlich gesenkt worden. Das Meise-System stellt die Applikatoren in einem neuen Prozess her. Die eigentliche Innovation dabei ist die Fertigung und Befüllung des Eigenserums in sterile Einzelapplikatoren in einem komplett geschlossenen und damit absolut sterilen System.

Ein Prozess, der die kostenintensive Befüllung in Reinstraumlaboratorien entbehrlich macht, denn die Handhabung ist denkbar einfach und sicher. Die Füllung der Applikatoren kann jetzt ohne diesen immensen Kostenaufwand vor Ort bei der Blutbank erfolgen und erhöht damit die Flexibilität für Arzt und Patienten. Zudem wird der Personalaufwand deutlich minimiert, was sich ebenfalls kostensenkend auswirkt.

Die erfolgreichen Behandlungsmöglichkeiten mit autologen Serum-Augentropfen sind in der Augenheilkunde unstrittig. Eingesetzt wird das Verfahren zur Behandlung von therapieresistenten oberflächlichen Wundheilungsstörungen der Hornhaut sowie bei schweren „Trockenen Augen“.

Durch die neue Verpackungsmethode in Einzelapplikatoren werden die autologenen Augentropfen als Medikament klassifiziert. Auf Rezept wird das Serum, dass aus dem eigenen Blut gewonnen wurde, an den Patienten abgegeben. Hier sagen bisweilen die Medizinischen Dienste der Krankenversicherungen (MDK), dass die Kosten für dieses Medikament nicht von den Krankenkassen getragen werden.

„Ein Widerspruch, der nur schwer nachzuvollziehen ist“, so Prof. Dr. med. Walter Sekundo, Direktor der Universitätsklinik Marburg. Durch diese Innovation, die nicht allen Krankenkassen bekannt ist, seien die Herstellkosten deutlich gesenkt worden. Denn durch eine ambulante Therapie mit Augen Serumtropfen könnten viele stationäre Fälle, insbesondere bei Wundheilungsstörungen, vermieden werden. Aufgrund der fehlenden grundsätzlichen Kostenübernahme schrecken viele Fachmediziner und Kliniken vor der Anwendung dieser Therapieform zurück. Denn fest steht: der Einsatz zieht einer aufwändigen Bürokratismus nach sich.

Abhilfe würden hier die Innovation von Meise schaffen, dass die Handhabung des Systems vereinfacht. Die Herstellung des Serums und die Füllung der Applikatoren kann praktisch jede Blutbank in der Nähe des zu behandelnden Patienten, dazu gehören beispielsweise sämtliche Blutspendedienste des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), übernehmen. Professor Sekundo weiter: „Durch diese Herstellungsoptimierung der autologenen Serum-Augentropfen ist nunmehr die Möglichkeit geschaffen worden, den Patienten diese Behandlungsmethode flächendeckend zur Verfügung zu stellen.“

Aktuell wird die Behandlung dieser meist chronischen Erkrankung mit den unterschiedlichen Tränenersatzmitteln behandelt. Umso wünschenswerter wäre es, dass die Menschen mit dieser schweren Erkrankungsform einen erleichterten Zugang zu den autologenen Serum-Augentropfen (Serum-AT) bekämen, so lautet der Wunsch von Prof. Walter Sekundo, der sich seit Jahren unentgeltlich für die Anerkennung der Therapieform in Deutschland einsetzt. „Das Wohl des Patienten steht für unsere Klinik und mich im Vordergrund“, macht Prof. Sekundo deutlich. Mit diesem Verfahren können diese Leistungen sogar über Apotheken angeboten werden, wenn der 85 behandelnde Arzt ein Rezept ausstellt. Die Blutbank müsste das Serum lediglich an die Apotheker ausliefern. Dafür müssen die gesetzlichen Krankenkassen allerdings erst einmal die Voraussetzungen schaffen. Und das kann dauern – zum Leidwesen der betroffenen Patienten.
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