In der Sendung des SWR 'Skalpell bitte' wurde am 13.11.2013 zur Hauptsendezeit die Operation einer Nierenlebendspende gezeigt.
Von Herrn Prof. Dr. med. Martin Zeier, Ärztlicher Leiter des Nierenzentrums Heidelberg, wurde die Lebendspende als eine sichere Sache und beinahe risikofreies Unterfangen dargestellt. Langzeitfolgen? Nierenlebendspender leben genau so lange wie die Allgemeinbevölkerung. Klagen einige Spender über Müdigkeit? Diese Befindlichkeit tritt selten auf, manche fallen eben in ein emotionales Loch und "brauchen länger".
Beim Zuschauer musste der Eindruck entstehen, dass eine Nierenlebendspende ein harmloses Unterfangen ist und der Akt der Spende an einen nierenkranken Menschen eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Potentiellen Spendern wird suggeriert, dass außer dem allgemeinen Operationsrisiko, die Folgen und Risiken der Nierenlebendspende doch eher als gering einzuschätzen sind.
Die Interessengemeinschaft Nierenlebendspende e. V. hat wiederholt darauf hingewiesen, dass verantwortliche Ärzte oft viel zu verharmlosend über die Risiken auf der Lebendspenderseite sprechen. Herr Prof. Zeier hat dies wieder bestätigt.
Lebendspender sind kerngesunde Menschen, somit hochselektiert, die - wie auch führende Wissenschaftler immer wieder betont haben - nicht mit der Allgemeinbevölkerung verglichen werden dürfen. Spender, die so alt werden wie die Allgemeinbevölkerung, dürfen nicht als Erfolg gefeiert werden, sie sind ein Mindesterfordernis.
Bereits seit den 1970er Jahren wurde in Studien erfasst, dass Spender nach der Spende unter anhaltender Müdigkeit leiden. Bereits damals fühlten sich 34 % der Spender nach einem Jahr noch nicht vollständig wiederhergestellt und knapp über 9 % der Spender ermüdeten auch nach einem Jahr noch deutlich schneller als zuvor. Diese Zahlen sind zu vergleichen mit den Daten des einzig validen Lebendspenderegisters in der Schweiz von Prof. Dr. Gilbert Thiel. 29 % aller Spender gaben dort an, durch die Spende Nachteile erlitten zu haben. 8 % aller Spender litten an anhaltender Müdigkeit. Von diesen 'müden Spendern' aus der Schweiz waren 90 % nicht depressiv. Das Risiko dieser auch als Fatigue bezeichneten Erschöpfung und Müdigkeit als Folge einer Nierenentnahme ist daher medizinisch korrekt als 'häufig' und keineswegs als 'selten' zu bezeichnen.
Eine körperliche Müdigkeit, ähnlich der des Chronic Fatigue Syndroms, von der Interessengemeinschaft Nierenlebendspende e. V. als "fatigueartige Symptome" beschrieben, kann verschieden stark auftreten. Aber es bleibt immer eine rein körperliche Beschwerde mit teils existentiellen Folgen. Wenn eine solche Folge als 'Befindlichkeit' degradiert und als depressive Episode beschrieben wird, widerspricht dies den bislang erhobenen wissenschaftlichen Daten und legt nahe, dass bei einer ähnlich harmlos klingenden Aufklärung von potentiellen Spendern, der öffentlich dargestellte Grundsatz der Transplantationsmedizin dauerhaft verletzt wird:
Der Schutz des Lebendspenders hat oberste Priorität!
Ralf Zietz, 1. Vorsitzender, Interessengemeinschaft Nierenlebendspende e. V.,
27321 Thedinghausen,
Fon: 04204-685478,
Email: ralf.zietz@nierenlebendspende.com,
Internet: www.nierenlebendspende.com.