Münster. Mehr als sechs Millionen Deutsche sind ungewollt kinderlos. Ihre Hoffnung ruht auf den Methoden moderner Kinderwunschbehandlung, die in den letzten Jahren rasante Fortschritte gemacht haben. Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse werden Reproduktionsmediziner, Biologen und Andrologen verschiedenster Fachrichtungen vom 4. bis 7. Dezember 2013 auf dem 5. Kongress des Dachverbands Reproduktionsbiologie und -medizin e.V. (DVR) in Münster diskutieren. Rund 500 Fachbesucher werden im Congress Centrum Halle Münsterland erwartet. Interessierte sind zu einer kostenfreien öffentlichen Informationsveranstaltung am 4. Dezember 2013 von 19.30 bis 21.00 Uhr im Historischen Rathaus eingeladen.
Wenn eine Schwangerschaft ausbleibt, liegen die Ursachen etwa zu gleichen Teilen bei Mann oder Frau oder bei beiden. Eine Vielzahl von Erkrankungen und Einflüssen kann die Unfruchtbarkeit von Frau und Mann bedingen. "Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns interdisziplinär um den Kinderwunsch kümmern", sagt Prof. Dr. Sabine Kliesch. Die Urologin und Chefärztin des Centrums für Reproduktionsmedizin und Andrologie am Universitätsklinikum Münster (UKM) leitet den 5. DVR-Kongress gemeinsam mit Prof. Dr. Ludwig Kiesel, dem Direktor der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am UKM. Sowohl Grundlagenforscher als auch Kliniker und Biologen aus insgesamt neun Organisationen und Verbänden treffen in der Westfalen-Metropole zusammen. "Im Spannungsfeld von Reproduktionsmedizin und Andrologie, Endokrinologie, Biologie und Genetik gibt es einen so rasanten Wissenszuwachs wie auf kaum einem anderen medizinischen Gebiet", so Prof. Kliesch. Im Jahr 2012 verzeichnete das Deutsche IVF-Register mehr als 80.000 Behandlungszyklen künstlicher Befruchtungen mittels in-vitro Fertilisation (IVF), intrazytoplasmatischer Spermieninjektion (ICSI) und Kryokonservierung mit hohen Schwangerschaftsraten. Bei der IVF waren es 30,4 Prozent pro Embryonentransfer, bei der ICSI betrug die Schwangerschaftsrate 29,0 Prozent und nach der Kryokonservierung jetzt 21,1 Prozent. Ständiger Fortschritt in der assistierten Reproduktion mache es aber auch notwendig, die Zukunft der Reproduktionsmedizin vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Veränderungen und ethischer Grenzen zu diskutieren, betont Prof. Dr. Sabine Kliesch.
Ein Schwerpunkt des 5. DVR-Kongresses ist der Schutz der Zeugungsfähigkeit von Mann und Frau bei Krebserkrankungen. "Angesichts steigender Heilungsraten rückt für betroffene junge Krebspatientinnen und -patienten der Erhalt von Lebensqualität, und dazu gehört zweifellos die Chance auf leiblichen Nachwuchs, immer stärker in den Fokus", weiß Kongresspräsident Prof. Dr. Ludwig Kiesel. Möglich ist die Fertilitätsprotektion für beide Geschlechter, seitdem nicht nur bei Männern im zeugungsfähigen Alter Spermien für eine spätere künstliche Befruchtung in flüssigem Stickstoff eingefroren, sondern auch Eizellen mithilfe dieser sogenannten Kryokonservierung eingelagert werden können. Diese und andere mögliche Maßnahmen zum Schutz der Fruchtbarkeit müssen zwangsläufig vor dem Beginn der Krebsbehandlung erfolgen, da Chemo- und Strahlentherapie Stammzellen im Hoden und Eizellen unter Umständen irreversibel schädigen. "Doch nur 38 Prozent der Onkologen sprechen die Möglichkeit der Fertilitätsprotektion vor einer Krebsbehandlung an. Hodenkrebspatienten werden immerhin in jedem zweiten Fall aufgeklärt", sagt Prof. Kliesch. Sie appelliert an ihre Kollegen, die Ersatztherapie zum Erhalt der Fruchtbarkeit rechtzeitig zu thematisieren und verweist auf die Netzwerke "Androprotekt" und "Fertiprotekt", mit denen sich Fortpflanzungsmediziner dafür einsetzen, dass möglichst viele Patienten auf standardisiert hohem Qualitätsniveau von den neuen fertilitätsprotektiven Methoden profitieren.
Während die medizinisch indizierte Konservierung von Keimzellen weithin unumstritten ist, sorgt das Einfrieren von Eizellen als Lifestyle-Entscheidung unter dem Begriff "social freezing" für Diskussionen. Beide Themen sind Gegenstand der öffentlichen Informationsveranstaltung am 4. Dezember 2013 im Historischen Rathaus in Münster.
Medienvertreter sind herzlich eingeladen, sich auf der Pressekonferenz zum 5. DVR-Kongress am 6. Dezember 2013 von 12.00 Uhr - 13.30 Uhr in Raum "Galerie 2" (OG) im Congress Centrum Halle Münsterland über aktuelle Fortschritte der Reproduktionsmedizin zu informieren.
Hinweis: Der Dachverband Reproduktionsbiologie und -medizin e.V. (DVR) besteht aus folgenden Organisationen und Verbänden: Arbeitsgemeinschaft Reproduktionsbiologie des Menschen (AGRBM) e.V., Arbeitskreis Andrologie der Dermatologen (AAD), Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) e.V., Arbeitskreis Donogene Insemination (ADI) e.V., Bundesverband Reproduktionsmedizinischer Zentren (BRZ) e.V., Deutsche Gesellschaft für Andrologie (DGA) e.V., Deutsche Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin (DGGEF) e.V., Deutsche Gesellschaft für
Reproduktionsmedizin (DGRM) e.V., Deutsches IVF-Register (D?I?R) e.V., Sektion Reproduktionsbiologie und -medizin (SRBM) der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) e.
Universitätsklinikum Münster (UKM)
Albert-Schweitzer-Str. 33
48149 Münster
Telefon: +49-251-83-47222
Telefax: +49-251-83-47225
Mail: Zentrallabor@uni-muenster.de
URL: http://www.uni-muenster.de
Kinderwunsch
Münster. Mehr als sechs Millionen Deutsche sind ungewollt kinderlos. Ihre Hoffnung ruht auf den Methoden moderner Kinderwunschbehandlung, die in den letzten Jahren rasante Fortschritte gemacht haben. Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse werden Reproduktionsmediziner, Biologen und Andrologen verschiedenster Fachrichtungen vom 4. bis 7. Dezember 2013 auf dem 5. Kongress des Dachverbands Reproduktionsbiologie und -medizin e.V. (DVR) in Münster diskutieren. Rund 500 Fachbesucher werden im Congress Centrum Halle Münsterland erwartet. Interessierte sind zu einer kostenfreien öffentlichen Informationsveranstaltung am 4. Dezember 2013 von 19.30 bis 21.00 Uhr im Historischen Rathaus eingeladen.
Wenn eine Schwangerschaft ausbleibt, liegen die Ursachen etwa zu gleichen Teilen bei Mann oder Frau oder bei beiden. Eine Vielzahl von Erkrankungen und Einflüssen kann die Unfruchtbarkeit von Frau und Mann bedingen. "Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns interdisziplinär um den Kinderwunsch kümmern", sagt Prof. Dr. Sabine Kliesch. Die Urologin und Chefärztin des Centrums für Reproduktionsmedizin und Andrologie am Universitätsklinikum Münster (UKM) leitet den 5. DVR-Kongress gemeinsam mit Prof. Dr. Ludwig Kiesel, dem Direktor der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am UKM. Sowohl Grundlagenforscher als auch Kliniker und Biologen aus insgesamt neun Organisationen und Verbänden treffen in der Westfalen-Metropole zusammen. "Im Spannungsfeld von Reproduktionsmedizin und Andrologie, Endokrinologie, Biologie und Genetik gibt es einen so rasanten Wissenszuwachs wie auf kaum einem anderen medizinischen Gebiet", so Prof. Kliesch. Im Jahr 2012 verzeichnete das Deutsche IVF-Register mehr als 80.000 Behandlungszyklen künstlicher Befruchtungen mittels in-vitro Fertilisation (IVF), intrazytoplasmatischer Spermieninjektion (ICSI) und Kryokonservierung mit hohen Schwangerschaftsraten. Bei der IVF waren es 30,4 Prozent pro Embryonentransfer, bei der ICSI betrug die Schwangerschaftsrate 29,0 Prozent und nach der Kryokonservierung jetzt 21,1 Prozent. Ständiger Fortschritt in der assistierten Reproduktion mache es aber auch notwendig, die Zukunft der Reproduktionsmedizin vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Veränderungen und ethischer Grenzen zu diskutieren, betont Prof. Dr. Sabine Kliesch.
Ein Schwerpunkt des 5. DVR-Kongresses ist der Schutz der Zeugungsfähigkeit von Mann und Frau bei Krebserkrankungen. "Angesichts steigender Heilungsraten rückt für betroffene junge Krebspatientinnen und -patienten der Erhalt von Lebensqualität, und dazu gehört zweifellos die Chance auf leiblichen Nachwuchs, immer stärker in den Fokus", weiß Kongresspräsident Prof. Dr. Ludwig Kiesel. Möglich ist die Fertilitätsprotektion für beide Geschlechter, seitdem nicht nur bei Männern im zeugungsfähigen Alter Spermien für eine spätere künstliche Befruchtung in flüssigem Stickstoff eingefroren, sondern auch Eizellen mithilfe dieser sogenannten Kryokonservierung eingelagert werden können. Diese und andere mögliche Maßnahmen zum Schutz der Fruchtbarkeit müssen zwangsläufig vor dem Beginn der Krebsbehandlung erfolgen, da Chemo- und Strahlentherapie Stammzellen im Hoden und Eizellen unter Umständen irreversibel schädigen. "Doch nur 38 Prozent der Onkologen sprechen die Möglichkeit der Fertilitätsprotektion vor einer Krebsbehandlung an. Hodenkrebspatienten werden immerhin in jedem zweiten Fall aufgeklärt", sagt Prof. Kliesch. Sie appelliert an ihre Kollegen, die Ersatztherapie zum Erhalt der Fruchtbarkeit rechtzeitig zu thematisieren und verweist auf die Netzwerke "Androprotekt" und "Fertiprotekt", mit denen sich Fortpflanzungsmediziner dafür einsetzen, dass möglichst viele Patienten auf standardisiert hohem Qualitätsniveau von den neuen fertilitätsprotektiven Methoden profitieren.
Während die medizinisch indizierte Konservierung von Keimzellen weithin unumstritten ist, sorgt das Einfrieren von Eizellen als Lifestyle-Entscheidung unter dem Begriff "social freezing" für Diskussionen. Beide Themen sind Gegenstand der öffentlichen Informationsveranstaltung am 4. Dezember 2013 im Historischen Rathaus in Münster.
Medienvertreter sind herzlich eingeladen, sich auf der Pressekonferenz zum 5. DVR-Kongress am 6. Dezember 2013 von 12.00 Uhr - 13.30 Uhr in Raum "Galerie 2" (OG) im Congress Centrum Halle Münsterland über aktuelle Fortschritte der Reproduktionsmedizin zu informieren.
Hinweis: Der Dachverband Reproduktionsbiologie und -medizin e.V. (DVR) besteht aus folgenden Organisationen und Verbänden: Arbeitsgemeinschaft Reproduktionsbiologie des Menschen (AGRBM) e.V., Arbeitskreis Andrologie der Dermatologen (AAD), Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) e.V., Arbeitskreis Donogene Insemination (ADI) e.V., Bundesverband Reproduktionsmedizinischer Zentren (BRZ) e.V., Deutsche Gesellschaft für Andrologie (DGA) e.V., Deutsche Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin (DGGEF) e.V., Deutsche Gesellschaft für
Reproduktionsmedizin (DGRM) e.V., Deutsches IVF-Register (D?I?R) e.V., Sektion Reproduktionsbiologie und -medizin (SRBM) der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) e.
Universitätsklinikum Münster (UKM)
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