In Deutschland finden pro Jahr rund zehn Millionen Operationen mit Narkosen statt. Eine neue Studie aus Taiwan, auf die jüngst der Gesundheitsinformationsdienst "Länger und gesünder leben" des Bonner FID-Verlag aufmerksam machte, belegt nun, dass Narkosen die Entwicklung von Demenz-Erkrankungen begünstigen können.
Im Rahmen ihrer Studie verglichen die Wissenschaftler die Daten von 25.000 über 50jährigen Patienten, die in den Jahren 2004 bis 2007 erstmals eine Narkose erhalten hatten, mit denen von über 111.000 gleichaltrigen Personen, die bis dahin nicht narkotisiert worden waren. Alle Probanden wurden bis 2010 nachbeobachtet.
Verdoppeltes Demenzrisiko
"Von den Narkose-Patienten waren 2,6 Prozent an einer Demenz erkrankt, hingegen nur 1,5 Prozent der Befragten aus der Kontrollgruppe", fasst Dr. Ulrich Fricke das zentrale Ergebnis zusammen. Der Chefredakteur von Länger und gesünder leben ergänzt: "Die Art der Narkose hatte keinen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken." Statistisch verdoppelte sich das Demenz-Risiko sowohl nach einer Vollnarkose als auch nach örtlicher Betäubung.
"Die Studie aus Taiwan zeigt somit erstmals, dass sich Narkosen negativ auf die Gesundheit von Patienten auswirken können", erklärt Dr. Ulrich Fricke. Bekannt hingegen sei, dass Patienten nach erfolgter Op unter Narkose vorübergehend verwirrt sein oder Gedächtnislücken haben können.
Überflüssige Ops vermeiden
Unklar ist laut Fricke für die Experten noch, welche ursächlichen Zusammenhänge es zwischen Narkosen, chirurgischen Eingriffen einerseits und Demenz-Erkrankungen andererseits gebe. "Spekuliert wird, dass der bei einer Narkose zugeführte Sauerstoff die Hirnzellen schädigen könnte", erklärt Dr. Fricke. Denkbar sei aber auch, dass die bei Operationen abgesenkte Körpertemperatur solche Schädigungen zur Folge haben könnten.
"Eine Operation birgt offensichtlich mehr Risiken, als die meisten Menschen bislang denken", betont Dr. Fricke. Deshalb sollte eine Op nur dann erfolgen, wenn sie unverzichtbar sei. In Deutschland wird laut Fricke jedoch oft völlig unnötig das Skalpell gezückt, etwa bei reinen Schönheitsoperationen, Schilddrüsenerkrankungen oder Rückenleiden.