Südtirol ist auch und besonders hinsichtlich seiner Vereinstätigkeit kein Kind von Traurigkeit. Allein ein Blick auf die Homepage des Verbandes Südtiroler Musikkapellen (VSM) bestätigt; die Südtiroler haben ordentlich Musik im Blut.
Tatsächlich bemühen sich in den 116 Südtiroler Gemeinden, doppelt so viele Musikkapellen, altes Kulturgut gebührend weiter zu leben und Neuem aufgeschlossen zu begegnen.
Allein zum Bezirk Bozen, der bereits 1949 gegründet wurde, zählen 56 Kapellen. Der Bezirk Bozen ist demnach auch der mitgliederstärkste im VSM und umfasst Gröden, das Schlerngebiet und Regglberg im Osten, Ritten, Sarntal, Tschögglberg im Norden, Terlan, Vilpian, Andrian, Überetsch im Westen, das Unterland bis Kurtinig, Salurn, Truden und Altrei im Süden. Und genau bei letzterem, Altrei nämlich, ist uns die dortige Musikkapelle besonders positiv aufgefallen. Vor dem Hintergrund der bescheidenen Einwohnerzahl Altreis von 380 Menschen, bringt es die Musikkappelle immerhin auf 37 aktive Mitglieder. Auffallend ist das niedere Durchschnittsalter der Musikantinnen und Musikanten von 28,9 Jahre. Kapellmeister Andreas Andergassen, selbst noch ein junger Mann, sorgt sich um das Fortbestehen seiner Kapelle nicht. Im Gegenteil, das Repertoire der MK Altrei ist sehr umfangreich und anspruchsvoll: Von klassischer Musik, wie das Werk "Tchaikovsky"s Greatest Hits" von Pyotr Ilyich Tchaikovsky arr. von John Moss, über traditionelle Blasmusik wie der "Perfekt-Marsch" von Emil Stock bis hin zu zeitgenössischer Musik wie das von Paul Murtha arrangierte Werk "Dance with Wolves", wird Rang und Namen der Musik alle Ehre gegeben.
Interessant ist auch die Entstehungsgeschichte der Musikkapelle Altrei. Im Jahre 1960 gastierte die Musikkapelle Montan zu einem besonderen Anlass in Altrei um dort aufzuspielen. Das brachte zwei damals jungen Altreiern, Engelbert Markio und Alois Savoi den nötigen Ansporn, selbst eine Musikkapelle zu gründen. Auch der damalige Altreier Pfarrer Hochwürden Josef Laimerließ glaubte daran und stellte sich mit vollem Einsatz hinter das Werk, das auch gelingen sollte. Noch im gleichen Winter setzten sich sechs Altreier (Erich Amort, Engelbert Markio, Alfred Mattivi, Michael Mattivi, Alois Savoi und Guido Zanol) mit ihren Instrumenten vor die Noten und musizierten. Den motivierten Musikkanten, standen in den ersten Jahren Hansjörg Finatzer aus Truden und zeitweiße auch der 1982 verstorbene Landeskapellmeister Sepp Thaler zur Seite. Zu den Ausbildern der ersten Stunde gehörte auch Franz Hanspeter, Vater des langjährigen Kapellmeisters Emil Hanspeter (verstorben 1988). In den Jahren von 1969 bis 1972 hatte Markio Engelbert die musikalische Leitung inne. Im Jahr 1986 bekam Stephan Hanspeter den Taktstock von seinem Vater Emil überreicht und leitete mit viel Können und Umsicht die Kapelle bis zum Jahre 2005; ihm folgten Nicole Gschnell aus Truden (2006-2007), Elmar Pfeifer aus Deutschnofen (2007-2012 ) als Kapellmeister. Seit heuer steht Andreas Andergassen aus Kaltern am Dirigentenpult.