Sportmediziner, Allergologen, Schwimmweltmeister, Kabarettisten und Ernährungsmediziner gehören zum großen Expertenteam von imedo. Ab sofort berichten die Experten aus Funk und Fernsehen im wöchentlichen Wechsel darüber, was wirklich gesund ist, was Anfänger beim Sport beachten sollten und wie Pollen-Allergiker unbeschadet durch den Frühling und Sommer kommen. In dieser Woche: Schwimmweltmeister und imedo-Gesundheitskolumnist Mark Warnecke1 erklärt, wodurch Rückenschmerzen entstehen und wie sich die Beschwerden erfolgreich besiegen lassen.
Rückenschmerzen zählen zu den häufigsten Beschwerden. Etwa 75 Prozent aller Menschen fast jeder Altersgruppe leiden gelegentlich bis ständig unter Rückenschmerzen. Rückenbeschwerden können durch vielfältige Ursachen hervorgerufen werden. Ungünstige Faktoren sind beispielsweise einseitige, immer wiederkehrende Belastungen, reduzierte körperliche Aktivität sowie mangelnder sportlicher Ausgleich zu den beruflichen Belastungen. Auch Faktoren wie Stress und Übergewicht können Rückenschmerzen hervorrufen oder verstärken. Rund 17 Millionen Menschen verbringen ihren Arbeitsalltag sitzend am Schreibtisch. Während eines Berufslebens kommen schnell 60.000 Stunden im Sitzen zusammen. Doch das Sitzen ist nach der Arbeitszeit noch nicht vorbei. Wir fahren mit dem Auto oder der Bahn zur Arbeit und nach Hause und wir sitzen in unserer Freizeit auch noch stundenlang vor dem Fernseher oder dem Computer. So kommen pro Tag insgesamt schnell 14 Stunden zusammen, die ein Erwachsener im Sitzen verbringt. Rückenschmerzen gehören heute zu den häufigsten Ursachen für Krankmeldungen. Eine wesentliche Ursache ist die einseitige Beanspruchung des Stütz- und Bewegungsapparates durch stundenlanges Sitzen. Das Arbeiten in dieser zumeist starren Position hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen.
Rückenschmerzen vorbeugen
Rückenbeschwerden als Folge von einseitiger Büroarbeit oder Bewegungsmangel sind durchaus vermeidbar. Mit einfachen Maßnahmen kann man Rückenschmerzen zu Leibe rücken und somit sein Wohlbefinden steigern. Den Anfang der Prophylaxe sollte man also dort ansetzen, wo das Übel meistens beginnt: Rückenschonendes Sitzen beginnt mit einem geeigneten Bürostuhl, der ergonomisches Sitzen überhaupt zulässt. Dabei sollte die Wirbelsäule im Sitzen im optimalen Falle ihre physiologische aufrechte Form einnehmen können. Es sollte aber klargestellt werden, dass keine Sitzhaltung zum Dauersitzen geeignet ist. Jede konstante Haltung über lange Zeit hinweg ist als Zwangshaltung zu sehen und schränkt kurz über lang die Gesundheit ein. Daher ist Bewegung für einen gesunden Rücken notwendig. Dabei reichen oft schon kurze Bewegungspausen und kleine Bewegungen, um Muskelermüdung, Verspannungen und/oder Schmerzen zu vermeiden. Der weitere Weg zur gesteigerten Vitalität liegt in sportlicher Aktivität. Dabei ist es grundsätzlich egal welche Sportart man wählt. Joggen, Nordic Walking, Radfahren, Fitnesstraining und Gymnastik sind dafür besonders gut geeignet. Regelmäßige Bewegung ist die beste Prophylaxe gegen Rückenbeschwerden und Hexenschuss. Schonung und Bewegungsmangel führen dagegen nur in eine Sackgasse, da die Bewegungsaufnahme bei einmal entstandenen körperlichen Beschwerden umso schwerer fällt. Sinnvoll sind tägliche Übungen zur Stärkung der Rücken- und Rumpfmuskulatur. Dabei reichen schon 10 Minuten absolut aus. Ruckartige und schnelle Bewegungen sollten eher vermieden werden und die Belastung für den Anfang nicht zu hoch gewählt werden.
Manchmal ist weniger mehr
Mit dem Sport ist es wie so oft im Leben: nichts hat nur gute Seiten. Hierbei gilt ebenfalls die Devise "die Dosis macht das Gift". Zuletzt betreute ich eine Rückenschmerzpatientin, die zur Vitalitätssteigerung mit dem Schwimmen begonnen hat. Nach anfänglicher Besserung nahmen die Rückenschmerzen mit steigender Trainingsbelastung jedoch wieder kontinuierlich zu. Ein Grund war die einseitige, ungleichmäßige Kräftigung von Bauch zu Rückenmuskulatur. Es bestand also ein Ungleichgewicht der vorderen zur hinteren Rumpfmuskulatur. Gezieltes Bauchmuskeltraining brachte der Kraulschwimmerin recht schnell eine deutliche Schmerzlinderung. Dieses Beispiel soll verdeutlichen, dass man sein sportliches Training mit Sachverstand planen sollte und dem Körper am Anfang nicht zu viel zumuten kann. Manchmal ist weniger eben mehr. Bei regelmäßigen, immer wiederkehrenden Rückenschmerzen oder einer Beschwerdezunahme trotz Bewegung sollte jedoch unbedingt ein Arzt konsultiert werden, da es auch Erkrankungen des Bewegungsapparates gibt, bei denen die sportliche Aktivität nur bedingt zu empfehlen ist.
Weitere Informationen zu einer gesunden Lebensweise bietet das Gesundheitsportal www.imedo.de.
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