Die heute bekanntgegebene Lizenzierung des
HIV-Medikaments Atazanavir (ATV) an den Medicines Patent-Pool ist ein
wichtiger Fortschritt. Generikafirmen können nun das Produkt
einfacher herstellen und verkaufen. Für viele arme Menschen werden
notwendige neuere Therapien damit erschwinglich. Das Aktionsbündnis
gegen AIDS begrüßt den Entschluss von Bristol-Myers Squibb (BMS) und
fordert alle Pharmafirmen auf, Patente auf neuere HIV-Medikamente in
den Patent-Pool zu geben.
HIV-Medikamente müssen ein Leben lang eingenommen werden. Nach
einigen Jahren der Therapie muss aufgrund von Resistenzen und
Nebenwirkungen auf andere Medikamente umgestellt werden. Diese
sogenannte zweite Therapielinie, zu der ATV gehört, ist aber mehrfach
teurer und in vielen Ländern nicht bezahlbar. In Afrika haben nur
rund 5% derer, die HIV-Medikamente einnehmen, Zugang zu dieser
zweiten Therapielinie.
"Durch die Lizenzvergabe von ATV als Medikament für Erwachsene und
Kinder an den Medicines Patent-Pool kann dieses Präparat nun von
Generikafirmen produziert und in über 110 Ländern mittleren und
niedrigen Einkommens billiger verkauft werden. Davon können fast 90%
aller Menschen mit HIV profitieren", erklärt Astrid Berner-Rodoreda,
Sprecherin des Aktionsbündnis gegen AIDS. "Anders als bisherige
Lizenzierungen von anderen Pharmafirmen ermöglicht die Lizenz von BMS
die weltweite Produktion des Medikaments sowie den weltweiten Einkauf
des pharmazeutischen Wirkstoffs und verzichtet unter bestimmten
Bedingungen sogar auf Lizenzgebühren. So z.B. in Ländern, die kein
Patent auf ATV anerkennen oder wo noch keine endgültige Entscheidung
über den Patentantrag gefallen ist. Auch werden keine Lizenzgebühren
für die Kinderdosierung des Präparats erhoben", so Berner-Rodoreda
weiter.
Dadurch, dass Pharmafirmen ihre Medikamentenpatente an den
Medicines Patent Pool lizenzieren, kann die Produktion von Generika
vereinfacht und die Herstellung wichtiger Kombinationspräparate
ermöglicht werden. Generika sind qualitativ gleichwertige aber
wesentlich kostengünstigere Kopien von Originalmedikamenten.
"Mit dieser Lizenz wurde ein wichtiger Schritt getan, um den
lebenslangen Zugang zu HIV-Medikamenten zu sichern. Allerdings sind
einige wichtige Länder mittleren Einkommens nicht inbegriffen, wie
z.B. Thailand, Argentinien und die Ukraine. Hier, wie auch bei
früheren Lizenzen, muss noch weiterverhandelt werden, um mehr Länder
mit einzuschließen. Gerade in Ländern mittleren Einkommens wird
zukünftig der größte Bedarf an neueren Therapielinien für Menschen
mit HIV sein und auch diese Länder haben eine große arme
Bevölkerung", kommentiert Berner-Rodoreda.
Das Aktionsbündnis ruft alle Pharmafirmen auf, ihre Patente auf
neuere HIV-Medikamente an den Patent-Pool zu geben und zwar so, dass
eine effektive und lebenslange Therapie kostengünstig in allen
Ländern der Welt erfolgen kann.
Pressekontakt:
Marco Alves, Tel.: 030 - 275 824 03 oder 0176 - 327 111 60,
alves@aids-kampagne.de