Heidelberg, 12. Dezember 2013
Es war ein ganz normaler Tag, als Holger Freys Arm ihm nicht mehr gehorchte. An diesem Herbsttag 2011 wollte er gerade von Verwandten aufbrechen, da versagte sein linker Arm den Dienst. Der Schlaganfall machte aus dem 43-jährigen Maschinenschlosser einen Pflegefall. Weihnachten verbrachte er damals nicht bei der Familie, sondern in einer Reha-Klinik. Anschließend sollte er weiter ins Pflegeheim, nur dort gab es die nötige Hilfe.
Holger Frey ist kein Einzelfall: 5.000 Menschen in Deutschland erleiden jedes Jahr einen schweren Schlaganfall an der Hirnarterie, die Hälfte von ihnen ist unter 60 Jahre alt. Im Altersheim sind diese Menschen trotz Einschränkung häufig fehl am Platz. „Ich wollte selbstständig leben und vor allem wieder arbeiten“, sagt Holger Frey.
Das war zunächst leichter gesagt als getan: Freys linker Arm blieb gelähmt, das Sprechen und Laufen fiel ihm schwer. Seine Heidelberger Reha-Klinik empfahl ihm deshalb das Wohnkonzept der SRH Pflege in Heidelberg. Der Pflegedienst bietet Menschen nach schweren Erkrankungen eine Unterkunft, in der sie lernen, trotz Einschränkung wieder selbstständig zu sein. „Direkt nach einem Klinikaufenthalt benötigen Patienten wie Holger Frey mehr Unterstützung als eine rein ambulante Betreuung leisten kann. Wir kombinieren einen stationären Aufenthalt mit einem umfassenden Training. Therapien, Gespräche und Hilfe im Alltag fördern die Selbstständigkeit“, sagt die Leiterin der SRH Pflege, Petra Reis.
Vor dem Schlaganfall war Holger Frey in seiner Freizeit Rettungsschwimmer, ließ sich beim Quad fahren den Wind um die Nase wehen und wanderte durch die Pfalz. Jetzt musste er die einfachsten Dinge wieder lernen. Für das Frühstück entwarf er mit den Pflegern ein Schneidbrett, auf dem er ein Brötchen fixieren und dann mit einer Hand zubereiten konnte. In der Therapieküche übte er, einhändig zu kochen. „Solche Ideen für den Alltag entwickeln wir mit jedem individuell. Bei der Umsetzung hat Holger Frey vor allem seine große Lebensenergie geholfen“, sagt Reis.
Mit dem Rückhalt von Pflegern, Sozialarbeitern, seiner Familie und seinen Freunden bleibt Frey an seinen Zielen dran. Inzwischen hat er eine Wohnung gefunden, in der er selbstständig zurechtkommt. Jetzt will er endlich wieder arbeiten. Den Kontakt zum alten Arbeitgeber hat er gehalten, sein Chef will ihn im Büro einsetzen. Parallel übt er für den Führerschein in einem umgebauten Auto. „Meinen gelähmten Arm kann ich inzwischen sogar leicht bewegen. Daran merke ich, dass es aufwärts geht. Man darf sich nur nicht entmutigen lassen.“