Die spezialisierte Akutversorgung des
Schlaganfalls in Deutschland ist jetzt nahezu flächendeckend möglich.
Mit dem Städtischen Klinikum Görlitz erhielt gerade die 250.
Schlaganfall-Spezialstation ihre Zertifizierungsurkunde.
"Ich gehe davon aus, dass mittlerweile über 70 Prozent aller
akuten Schlaganfälle in Deutschland auf von uns zertifizierten Stroke
Units behandelt werden," sagt Prof. Dr. Otto Busse, Generalsekretär
der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG). Berücksichtigt man
jene Patienten, die für eine Behandlung auf einer Stroke Unit nicht
in Frage kommen (z.B. intensivpflichtige Patienten), kommt die
Abdeckung dem Optimum nach seiner Einschätzung schon sehr nah.
Vor 20 Jahren galt der Schlaganfall in Deutschland noch als ein
Stiefkind der Medizin. Die Spezialisierung der
Schlaganfall-Behandlung begann mit der Eröffnung der ersten deutschen
Stroke Unit 1994 in Essen. Heute stehen rund 1.700 Monitor-Betten in
Deutschland für die akute Behandlung des Schlaganfalls zur Verfügung.
Seit mehr als zehn Jahren ist die Zertifizierung von Stroke Units
in Deutschland ein allgemein anerkanntes Verfahren zur
Qualitätssicherung. Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) und
die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe haben dafür einen
Kriterienkatalog entwickelt, der laufend überprüft und aktualisiert
wird. Praktisch durchgeführt wird die Zertifizierung durch sogenannte
Auditoren der DSG und der LGA InterCert, ein akkreditiertes
Zertifizierungsunternehmen des TÜV Rheinland.
Stroke Units müssen eine Vielzahl von Kriterien erfüllen in Bezug
auf Ausstattung und Qualifikation. So muss beispielsweise ein
Neurologe 24 Stunden vor Ort sein und zur Diagnostik muss ein
Computertomograph inklusive speziell geschultem Fachpersonal rund um
die Uhr verfügbar sein. Die Zertifizierungen müssen in regelmäßigen
Abständen wiederholt werden, wobei die Kriterien fortlaufend durch
die Experten der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft und im Dialog
mit den zertifizierten Stroke Units angepasst und optimiert werden.
Rettungsdienste und Notärzte steuern heute bei
Schlaganfall-Verdacht in der Regel die nächstgelegene Stroke Unit an.
Ausnahmen kann es in dünn besiedelten Regionen geben, in denen der
Weg in eine Spezialklinik weit sein kann. Für diese Zwecke wurde das
Konzept der telemedizinischen Stroke Units entwickelt, die
mittlerweile ebenfalls zertifiziert werden. Beim akuten Schlaganfall
erfolgen in sogenannten Beratungszentren die neurologische
Untersuchung und radiologische Diagnostik durch eine unmittelbare
Videokonferenz mit sofortiger Therapieentscheidung. Speziell in
Bayern und Sachsen wurden in den letzten Jahren große
telemedizinische Netzwerke entwickelt und evaluiert.
Die Ausweitung des Netzes von Stroke Units schlägt sich auch in
Zahlen nieder. So sank die Zahl der tödlichen Schlaganfälle in den
letzten Jahren kontinuierlich und die Zahl der lysierten Patienten
stieg deutlich an. Die Thrombolyse ist die Standardtherapie zur
Auflösung von Gefäßverschlüssen im Gehirn. Rechtzeitig angewendet
kann sie dauerhafte Behinderungen verringern oder sogar komplett
verhindern. "Beispielsweise hat sich in Bayern der Anteil der
Schlaganfall-Patienten ohne Hirnblutungen, bei denen eine
Lysetherapie erfolgt, im 10-Jahres Vergleich von 3% auf fast 16% mehr
als verfünffacht, während die Gesamtkomplikationsraten von 26% auf
15% sanken," sagt Prof. Dr. Peter Hermanek, Sprecher der
Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlaganfallregister
(www.adsr.uni-wuerzburg.de). Diese Qualitätsregister dokumentieren
die Behandlungserfolge.
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Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
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Mario Leisle
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